Weg mit dem Preisschild und ab ins neue Lieblingsteil: Diesen Impuls kennt wohl jeder von uns nach einem erfolgreichen Einkaufserlebnis. Doch sollte man neue Kleidungsstücke vor dem ersten Tragen nicht waschen? Was ist dran an all den gut gemeinten Ratschlägen von Textilexperten und welche Gründe sprechen tatsächlich, für einen Waschgang vor dem ersten Ausführen eines Kleidungsstückes? Zu diesem Thema haben wir unseren Produktmanager Murat Ç. interviewt, der bei uns im Haus für die Textilproduktionen im Ausland sowie die Qualitätssicherung zuständig ist.


Murat, wie gehst du persönlich mit neuer Kleidung um?

Murat Ç.: Das ist in der Regel von meiner Zeit und aktuellen Situation abhängig. Grundsätzlich wasche ich Kleidung nach dem Kauf.  Ab und an kommt es aber auch vor, dass ich mir beispielsweise mal schnell ein neues T-Shirt überziehe – ungewaschen, da ich nichts Gebügeltes mehr im Schrank habe.  

Ist es denn ungesund neue Kleidungsstücke direkt auf der Haut zu tragen?

Murat Ç.: Ja das kann es sein – ein Risiko ist auf jeden Fall da. Viele Produktionsstätten liegen in Ländern wie Bangladesch, Sri Lanka oder China, wo andere Hygienestandards herrschen, als bei uns im Westen. Das Hygieneempfinden und -bewusstsein ist in diesen Ländern einfach ein anderes. Die zu verarbeitenden Stoffe und Textilien gehen in einer Produktionsstätte durch viele Hände und nicht nur das, auch beim Transport und Verkauf kommen Kleidungsstücke mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Personengruppen in Berührung.

Nun bist du vor allem auf hygienische Gründe eingegangen, weshalb es ratsam ist neue Kleidung vor dem ersten Gebrauch zu waschen. Doch was ist mit all den chemischen Stoffen, von denen man immer wieder im Zusammenhang mit Textilien hört?

Murat Ç.: Auch Chemikalien spielen natürlich eine wichtige Rolle, wobei man hier differenzieren muss. Grundsätzlich ist es so, dass die Chemikalienbelastung eher Niedrigpreisware betrifft. Kleidungsstücke aus dem Mittel- und Hochpreissegment bestehen in der Regel aus hochwertigeren Materialien und sind mittlerweile nahezu alle Öko-Tex zertifiziert. Die STANDARD 100 by OEKO-TEX®-Zertifizierung weist Textilprodukte aus, die zahlreichen umweltrelevanten Kriterien standhalten. Im Vordergrund steht dabei der effektive und gesundheitliche Verbraucherschutz der Konsumenten. Daher fällt das Argument der chemischen Belastung weg, wenn ein Textil mit einem Öko-Tex-Label ausgewiesen ist. Diese Zertifizierung stellt also grundsätzlich eine gute Orientierungshilfe beim Kauf dar.

Welche Tipps kannst du im Umgang mit neu erworbener Kleidung geben?

Murat Ç.: Waschen ist natürlich grundsätzlich ein guter Anfang, vor allem für diejenigen, die auf Nummer sicher gehen wollen. Dabei sollte die Waschanleitung nicht außer Acht gelassen werden, die ein guter Guide für den Alltag ist. Ein Waschgang bei 30 Grad genügt in der Regel bereits, um die meisten Bakterien abzutöten. Denn eines darf man nicht vergessen: die Kleidungsstücke gehen nicht nur innerhalb der Produktionsstätte durch viele Hände, sondern auch im Einzelhandel bei der Anprobe.

Kleidung wie Unterwäsche oder Nachtwäsche, die direkt auf der Haut und damit an sensiblen Körperstellen sitzt, sollte generell zwingend gewaschen werden. Ansonsten ist es durchaus auch sinnvoll Kleidung, die direkt aus der Waschmaschine kommt nochmal leicht in Form zu ziehen, damit sie ihre Formbeständigkeit auch langfristig behält.

Na dann: An die Waschmaschine, fertig, los!