Schubladendenken, das können wir Deutschen besonders gut. Aber wer kennt es auch nicht – egal ob im Privaten oder dem Berufsalltag: wir sehen eine Person zum ersten Mal und sortieren sie direkt in eine Schublade ein. Mal landet unser Gegenüber in einer der unteren Schubladen, mal in einer der oberen Schubladen und das, ohne auch nur jemals ein einziges Wort miteinander gewechselt zu haben. Ein Phänomen, das die Menschheit wohl schon immer begleitet. Woher das Schubladendenken kommt und welche Wirkung einzelne Farben auf uns haben können, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.
Wissenschaftler bezeichnen es als „schnelles Denken“, das völlig unbewusst entstehende Denkmuster, das in Bruchteilen von Sekunden darüber entscheidet, wie man beispielsweise die neue Kollegin wahrnimmt. Konträr dazu steht das „langsame Denken“, welches das bewusste Denken bezeichnet, das unter dem Einsatz des Verstands und des Nachdenkens zustande kommt. Da diese Denkweise beim viel zitierten „ersten Eindruck“ aber nicht zum Tragen kommt, prägt die äußere Erscheinung die Wahrnehmung enorm. Mit unserem Äußeren ist es uns daher möglich, uns bewusst selbst zu vermarkten und das eigene Image aktiv mitzugestalten. Dabei spielen Farben eine bedeutende Rolle.
Der erste Eindruck zählt nachhaltig
Doch zunächst zu Hannah. Hannah hat es geschafft – nach einem wochenlangen Bewerbungsprozess konnte sie sich gegen ihre Konkurrenz durchsetzen und ihren Traumjob ergattern. Heute ist es endlich soweit, ihr erster Arbeitstag steht an. Gekleidet in ihre hellblaue Lieblingsbluse und den schwarzen Hosenanzug, tritt sie über die Schwelle in den Gebäudekomplex ihres neuen Arbeitgebers. Dort wird sie direkt herzlich empfangen und zu ihrem Gemeinschaftsbüro geführt. Im Büro angekommen wird Hannah allen vorgestellt, bemerkt aber auch direkt die scannenden Blicke ihrer neuen Kollegen. Was geht wohl gerade in deren Köpfen vor?
Ob wir wollen oder nicht, mindestens 50 Prozent unseres Images wird durch unser äußeres Erscheinungsbild bestimmt. Dazu zählt neben der Körpersprache, dem Gesichtsausdruck sowie kleiner Gesten auch die Kleidung. Binnen weniger Sekunde haben Hannahs neue Kollegen sie bereits in eine Schublade gesteckt. Gerade die Farben ihres Outfits sind dabei entscheidend gewesen, da sie unterschiedliche Eigenschaften verkörpern. Mit unserer Farbwahl können wir maßgeblich dazu beisteuern, wie wir wahrgenommen werden. Genau das hat auch Hannah getan. Sie hat heute ganz bewusst die hellblaue Bluse aus dem Kleiderschrank genommen.
Um mit der Farbauswahl des eigenen Kleidungsstils eine bestimmte Botschaft zu senden, sollte man sich über die Wirkung und Eigenschaften der einzelnen Farben bewusst sein. Welche das bei den beliebtesten Kleidungsfarben der Deutschen sind, haben wir einmal näher unter die Lupe genommen.
Die Bedeutung von Farben im Berufsalltag
Ein Überblick
BLAU bedeutet nicht gleich blauäugig
Starten wir doch mal bei Blau, der Farbauswahl von Hannah und der Lieblingsfarbe der Deutschen. Der Farbton wirkt beruhigend und strahlt dadurch Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit beim Gegenüber aus. Blau steht daneben aber auch für Kompetenz und Wissen und gilt aus psychologischer Sicht als äußerst positiv, auch wenn es sich um einen etwas kühleren Farbton handelt. So ist nicht ganz zu Unrecht ein Blauton in diesem Jahr zur Pantone Color of the Year gewählt worden.
Neben Blau gilt aber auch Schwarz als eine der Lieblingsfarben der Deutschen, wenn es um Kleidung geht. Sie ist eine der widersprüchlichsten Farben und muss je nach Kontext eingeordnet werden. Im Arbeitsalltag steht Schwarz für eine der Kompetenzfarben schlechthin. Sie drückt nicht nur Seriosität und Macht aus, sondern steht auch für Ehrgeiz und Intelligenz. Schwarz gilt demnach immer als gute Wahl, allerdings vorrangig in Kombination mit einer anderen Farbe, um nicht wie ein Trauergast zu wirken.
SCHWARZmalerei hat nichts mit der Farbe zu tun
Lieber GRAUE Maus als bunter Hund?
Das viel zitierte graue Mäuschen kennt wohl jeder. Es ist zurückhaltend und bescheiden und verrichtet unauffällig seine Arbeit. Da die Farbe Grau, zu einer der eher neutralen und nicht augenscheinlich aussagekräftigen Farben zählt, wird ihr oftmals diese Bedeutung zugrunde gelegt. Das dezente Auftreten des Farbtons zeugt jedoch neben Sachlichkeit und Kompetenz, auch von Ehrlichkeit und Erfahrung. Werden die immer beliebter werdenden Grautöne also gekonnt mit anderen Farben kombiniert, können die richtigen Signale an den Gegenüber gesendet werden.
Reinheit, Bescheidenheit und Ehrlichkeit – rein äußerlich vermittelt diese Farbe genau das, was uns an die „weiße Weste“ erinnert. Nicht umsonst sind Brautkleider ganz traditionell in Weiß gehalten. Auch im Berufsalltag sind weiße Hemden und Blusen schon lange ein echter Klassiker. Kombiniert mit einem Hosenanzug einer anderen Farbgebung, ist man mit dem weißen Klassiker immer gut angezogen. Vorsicht sollte man dagegen bei weißen Unterteilen, wie Röcken oder Hosen walten lassen. Diese werden oftmals mit Pflegekräften assoziiert und kommen je nach Berufsbild nicht ganz so gut an.
In WEIß gekleidet, die weiße Weste bewahren?
Grün hinter den Ohren ist nicht immer der, der GRÜN trägt
…ganz im Gegenteil. Doch tatsächlich zielt das bekannte Sprichwort grundsätzlich auf die erfrischenden Eigenschaften der Farbe ab, wie Jugend und Leichtigkeit. Gerade im Geschäftsalltag gilt Grün daher nicht unbedingt als die beste Wahl. Zu oft wird der Farbton mit Unerfahrenheit und Inkompetenz in Verbindung gebracht, obwohl er eigentlich zu den positiven und weichen Tönen zählt. Hinzukommt, dass Grün oftmals mit der Natur in Verbindung gebracht wird und man je nach Grünton schnell „alternativ“ darin wirken kann, auch wenn die Farbe grundsätzlich als zuverlässig und bescheiden gilt.
Bei Rot gilt grundsätzlich: weniger ist mehr. Die polarisierende Farbe zählt als Signalfarbe und drückt unterschiedliche Eigenschaften aus. Zum einen verbindet man mit ihr Liebe und Leidenschaft, zum anderen aber auch Eigenschaften wie Aggressivität, Wut und Gefahr. Gleichzeitig steht der Farbton aber auch für Stärke sowie Macht. Daher empfiehlt es sich beim Einsatz von Rot, im Berufsalltag darauf zu achten, lediglich Akzente damit zu setzen. Dies ist in Form von Accessoires möglich, zum Beispiel mit Krawatten oder Tüchern. Diese fallen zwar ins Auge, wirken aber nicht aufdringlich.
In ROT nicht alles rotsehen
Corporate Identity: Die Farbauswahl ist entscheidend
Nun haben wir die Bedeutung der beliebtesten Kleidungsfarben der Deutschen einmal näher beleuchtet und herausgestellt, wie durch eine bewusste Farbwahl, die Wahrnehmung des Gegenübers beeinflusst werden kann. Selbiges gilt aber auch für die eigene Brand bzw. das eigene Image, welches Sie aktiv mitgestalten können. Dies beginnt bereits beim Logodesign, geht über die Wahl der unternehmensinternen Corporate Fashion und des Merches, bis hin zum Internetauftritt sowie aller Offline-Marketingmaßnahmen. Durch die Wahl eines bestimmten Farbkonzepts, das die Corporate Identity zu einem in sich schlüssigen Konzept führt, können Sie Ihre Außendarstellung entscheidend beeinflussen und einen echten Wiedererkennungswert schaffen.
Machen Sie’s also wie Hannah – überlegen Sie sich genau, welche Signale Sie senden möchten und wie Sie sich am Markt positionieren wollen.